Nobelpreisträger auf Holzwegen (Skeptics in the Pub)
Vortragender: Klaus Taschwer (Der Standard)
Abstract: Der Nobelpreis gilt als die bedeutendste wissenschaftliche Auszeichnung weltweit. Das liegt auch daran, dass es in der langen Geschichte der Verleihungen in drei Kategorien Medizin oder Physiologie, Physik und Chemie verhältnismäßig wenige fragwürdige Zuerkennungen gab. Unter den Laureaten – eher nicht unter den sehr wenigen Laureatinnen – gibt es allerdings einige, die nach der Verleihung mit einigermaßen unorthodoxen und höchst fragwürdigen Behauptungen aufgefallen sind. Dazu zählen unter anderem
- Philipp Lenard (Physik, 1905) und Johannes Stark (Physik, 1925), die sich beide für die antisemitische „Deutsche Physik“ stark machten;
- Linus Pauling (Chemie, 1954 und Frieden, 1963) mit seiner orthomolekularen Medizin;
- Brian Josephson (Physik, 1973) als Unterstützer verschiedener Parawissenschaften (u.a. der Kalten Fusion);
- Luc Montagnier (Medizin, 2008), der für fragwürdige Aids-Therapien und für homöopathische Grundannahmen („Gedächtnis des Wassers“) eintrat oder
- Ivar Giaever (Physik, 1973) und John Clauser (Physik, 2022), die den menschengemachten Klimawandel anzweifeln und dafür aktuell gerne von Klimawandelleugnern zitiert und hofiert werden.
In gewisser Weise zählte auch der österreichische Nobelpreisträger Konrad Lorenz (Physiologie oder Medizin, 1973) dazu, der noch in den 1980er-Jahren fragwürdige Ideen über den genetischen Verfall des Menschen verbreitete.
Neben einem Überblick über die gröbsten Fehlritte dieser und anderer Nobelpreisträger soll am Beispiel von Konrad Lorenz, mit dem sich der Referent etwas eingehender befasste, ein Psychogramm solcher heterodoxen Laureaten versucht werden. Abgerundet wird der Vortrag mit einigen generelleren Bemerkungen zur Rolle des Wissenschaftsjournalismus nicht nur im Zusammenhang mit den Nobelpreisen, zur Berichterstattung über Irrtümer und/oder Fehlverhalten in den Wissenschaften und zum Umgang mit pseudowissenschaftlichem bzw. pseudowissenschaftsjournalistischem Unsinn.
Der Eintritt ist frei!
Der Kellersaal ist leider nicht barrierefrei zugänglich.